Kurorte weisen in der Regel eine historisch gewachsene und unverwechselbare städtebauliche Individualität auf. Diese findet sich auch in Bad Wildungen.
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Urbanität auf dem Lande
Als Stätten, die in erster Linie der Pflege oder Wiederherstellung sowohl körperlicher als auch geistiger Gesundheit verpflichtet sind, haben Kurstädte ein diesen Zwecken entsprechendes Bauprogramm entwickelt.
Bis in die Antike zurück reicht die Nutzung warmer Quellen. Die Römer errichteten über ihnen große Thermen. Im 16. Jahrhundert entwickeln sich dann die „Badenfahrten“. Im Gegensatz zum täglichen Besuch der Therme der Römerzeit unternahm man nun Reisen, um die Heilquellen über einen längeren Zeitraum zu nutzen. Dies brachte dann auch neue Formen einer „Badegeselligkeit“ mit sich.
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Dennoch besitzen die Heilbäder viele Gemeinsamkeiten, die sie von anderen Städten abheben. Entscheidend geschärft wird das Profil vieler Heilbäder im 19. Jahrhundert durch eine beschleunigte städtebauliche Entwicklung, die Umsetzung eines Stadtplans, dem das Kerngeschäft „Kur“ die wesentlichen Konturen verleiht. Hier haben Kurstädte eigenständige Baumuster hervorgebracht, einen Beitrag zur Typologie der Stadtgeschichte geliefert.
Überall entstehen Trinkbrunnen, Brunnenhäuser und Wandelhallen, Kur- oder Conversationshäuser, Hotels, Pensionen, Sanatorien, Theater und Musikmuscheln, Parks und Alleen, Verkaufsboutiquen für Souvenirs.
Damit wurde ein Bauprogramm entwickelt, das bis heute als kennzeichnend für Kurorte gilt, und letztlich den Typus der Kurstadt begründete. Für diese Tatsache hat die historische Forschung den Begriff geprägt: „Urbanität auf dem Lande“. Dies meint, mehr bieten als die Größe der Stadt eigentlich erwarten lässt, und dies in einem Umfeld, das der Hektik einer Großstadt entzogen ist.
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Herausragende Beispiele in Bad Wildungen sind der Fürstenhof, der 1912 fertiggestellt wurde, das Ensemble der Häuser in der Hufelandstraße sowie zahlreiche Villen und frühere Pensionshäuser in der Brunnenallee, der ältesten Allee in einem europäischen Kurort sowie die beiden Wandelhallen in den Kurparks.
Die Altstadt von Bad Wildungen
Zwei sehr unterschiedliche Stilepochen prägen das Stadtbild von Bad Wildungen. Dominieren auf der Brunnenallee und im Kurviertel gründerzeitliche Bauten aus dem letzten Drittel des 19. Jahrhunderts, so ist die Altstadt um Stadtkirche, Rathaus und Marktplatz von Fachwerkbauten geprägt.
Niederwildungen, wie Bad Wildungen vor 1906 hieß, wurde 1242 gegründet.
Die ältesten gut erhaltenen Gebäude stammen aus dem 16. und 17. Jahrhundert. Viele der oft drei- und viergeschossigen Häuser weisen einfache Fachwerkkonstruktionen auf, die es lohnen, sie sich genauer anzuschauen. Aber es gibt auch aufwendig gestaltete Gebälkprofile.
Ein besonders prächtiges Wohnhaus befindet sich direkt am Marktplatz, an der Ecke Brunnenstraße/Lindenstraße. Über fast 500 Jahre fand sich hier die „Löwenapotheke“. Auch an anderen Häusern in der Brunnenstraße findet man besonderes Schnitzwerk, so am Haus Brunnenstraße 11 u.a. eine Vase mit herauswachsender Ranke in Flachschnitzerei (Rebstock).
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